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Ich war dabei, mein erster Molenlauf…

Von 13. November 2018Allgemein

“Sportfreunde meines Vereins, meine Familie aber auch Bekannte schauten skeptisch als ich mich zum Lauf anmeldete. Selbst die Freunde in der Apotheke schmunzelten ob meines Vorhabens und versorgten mich vorsorglich mit jeder Menge Magnesium….
Noch beim Frühstück am Samstagmorgen war ich mir meiner Kräfte sicher. Ich schaffe die 4,5 Kilometer! Die ersten Zweifel kamen, als ich am Start die anderen Läufer sah. Sie alle wärmten sich auf, dehnten sich professionell und trugen wetterfeste Laufkleidung. Noch dazu sahen sie wie ziemlich fitte Sportler aus, so, als wüssten was sie tun. Ich dagegen hatte bei kräftigem Wind und Nieselregen gerade wenig Lust meine dicke Winterjacke auszuziehen. Dann hörte ich auch noch, dass unter uns einige erfahrene Läufer aus Hamburg seien… Das ließ meine Motivation endgültig auf den Tiefpunkt sinken, ich war kurz davor aufzugeben…
Aber es war zu spät, Herr Kräusche hatte mit dem Startschuss den Lauf freigegeben…
Das Starterfeld aus 100 Menschen setzte sich in Bewegung und ich konnte nicht mehr weg.
Nach 100 Metern verstand ich, warum mich vorher jeder fragte ob ich regelmäßig trainieren, zumindest ab und an joggen würde. Das hätte ich tun sollen. Nach 300 Metern sah ich nur noch die Schuhsohlen der anderen Läufer. Die Luft war weg, mein Atem stockte, die Kräfte schwanden. Ich schaute nach einer Abkürzung aber überall standen die freundlichen Streckenposten.
Die zweite Luft bekam ich, als ich meine Sportfreundinnen Heike und Astrid sah. Sie erkannten mich schon von weitem. Nun konnte ich es mir nicht mehr leisten, das Ziel nicht zu erreichen, egal wie und wann. Heike klatschte auf Ihrem Posten und Astrid rief mir zu, ein tolles Gefühl.
Als ich die Mole erreichte, fing es stärker an zu regnen und der Wind kam nun vorn. Aber von der Mole gab es kein Entkommen. Langsam kam ich dem Leuchtturm näher. Als sich die meisten schon mit warmen Getränken und Kuchen versorgten, hatte ich erst die Spitze der Mole erreicht.
Der letzte Abschnitt des Rennens lag vor mir. Ich blickte noch einmal zum Leuchtturm zurück und sah hinter mir einen Mann, der sehr ruhig und sicher joggte. Dies war ein echter Gentleman. Für den Rest des Laufes blieb er in meiner Nähe und ließ mich nicht als Letzte die Ziellinie überqueren.
Somit belegte ich den stolzen 2. Platz vom Ende. 43 Minuten im Regen, bei Kälte und Sturm.. und meine Sportfreunde warteten auf mich beim Zieleinlauf.
An diesem Tag war ich die größte zu Hause, meine Nase konnte den Himmel kratzen und die Medaille trug ich bis zum Abend. Ich freue mich schon auf das nächste Jahr… “
Olena Brandt
SG Empor Sassnitz e.V.
Vereinsassistentin